Keine fünfzehn Minuten mit dem Auto von
Larissa aus Richtung Norden in das Tempi Tal führt eine
Straße auf der rechten Seite Richtung Ambelakia. Meiner
Meinung nach mit eines der sehenswertesten Städte in
Thessalien.Wer den steilen Weg hinauf vor Ort fährt, mag
nicht glauben, dass dort oben eine Kleinstadt vorzufinden ist. Ambelakia wurde im Altertum Lykostomo (Der Mund des Wolfes) genannt.Wer sich die geographische Lage der Stadt genauer betrachtet, kann sich denken warum.Von hieraus konnte man das Tempi Tal perfekt kontrollieren und wer unerwünscht war, konnte von beiden Seiten - wie im Gebiss eines Wolfes - eingeschlossen, bedrängt werden. Diese besondere Lage des Tempi Tales machte vielen Eindringlingen seit jeher zu schaffen.Nicht weit von Ambelakia befinden sich die Überreste eine Burg an den Hängen des Ossa, welche in schwindelerregender Lage gebaut mit Blick auf den Pinios Fluss, der das Tempi Tal durchfließt. Hierbei möchte ich kurz abschweifen und die Geschichte der von Ambelakia leicht zu Fuß erreichbaren Burg "Kastro tis orias" erzählen. Lange Zeit galt diese Burg, deren Übereste man selbst vom Grunde des Tempi Tales noch sehen kann, als uneinnehmbar. Die Burg hatte damals eine Burgherrin, die sehr schön war und somit wurde im Volksmund die Burg "die Burg der Schönen = oreas", im Volksmund orias genannt.Vergeblich versuchten die Osmanen seinerzeit diese Burg einzunehmen und es wäre ihnen wahrscheinlich niemals gelungen, hätte nicht ein griechischer Mönch gegen viel Entgeld den Türken einen Pfad gezeigt, über den die Burg zu umgehen und einzunehmen war. Als der Feind immer näher kam, flüchtete die Burgherrin an den Rand der Burgmauer und stürzte sich in das Tempi Tal zu Tode.Genau an der Stelle, an der die Frau zu Tode kam, wuchs kurz daraufhin ein Granatapfelbaum,.diesen Baum kann man noch heute vorfinden und er trägt immer noch reichlich Früchte. Diese kleine Geschichte erzähle ich hier nur deswegen, damit man sich über den Namen Lykostomo nicht wundern muss, denn das Tempi Tal war seit jeher ein bedeutender stragetischer Knotenpunkt. Hierzu
noch zwei Bilder :
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Hier das Tempi-Tal, Ambelakia liegt zur Rechten, fährt man
Richtung Meer.
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Hier kann man auf einem alten Stahlstich noch die Burg "To kastro tis orias" im Hintergrund erkennen. |
Bereits unter dem otomanischen Joch war Ambelakia eine bedeutende Kleinstadt und vor allem die erste Warengemeinschaft
in Europa überhaupt.Schafs- und Baumwolle wurde mit
Kräutern gefärbt welche Farbe einmalig speziell
für die Uniformen der Österreicher und der Deutschen
z.B. unerlässlich war. Die Ambelakioten hatten überall
ihre Vertretungen, als Städte seien hier nur Triest, Wien,
Leipzig und London kurz erwähnt. Die Einnahmen ihrer
Arbeit wurden auf alle Einwohner der Stadt verteilt und somit enstand
die erste Handelskooperative in Europa. Bereits sehr früh
verfügte die Stadt Ambelakia über ein Gymnasium und eine Akademie um zu studieren, eine Tatsache die auch heute nicht in jeder griechischen Stadt selbstverständlich ist. Wer mag sich vorstellen wie beschwerlich es für die Kinder der umliegenden Ortschaften gewesen sein muß dort zur Schule gehen zu müssen oder zu studieren.Wenigstens sieben bis acht Kilometer musste man bis in die Vierziger Jahre zu Fuß bei Wind und Wetter zurücklegen - kein leichtes erwachsen werden, meiner Meinung nach. Das viele Geld, das die Menschen in Ambelakia einnahmen, wurde übrigens bereits seinerzeit in Aktien hauptsächlich in Wiener Banken investiert. Leider brachte der Fortschritt - gemeint ist hierbei die Erfindung der chemischen Farbstoffe, es mit sich, dass vereinfacht ausgedrückt, das Gewerbe pleite ging.Übrig blieben nur die seinerzeit entstandenen Herrschaftshäuser, die immer noch von dem Reichtum von einst Zeugniss ablegen. Die Bewohner haben mittlerweile erkannt, welches einmaliges kulturelles Erbe diese Häuser mit ihren zum Teil sehr sehr aufwändigen Malereien an den Hauswänden sind und restaurieren diese Häuser, um so wenigstens ein wenig Einnahmen mit dem Tourismus zu erzielen, ein nicht verkennbarer Stolz ist hierbei nicht zu leugnen. Sehr interessant finde ich die Tatsache, dass Carl Haller von Hallerstein (1774-1817), einer der ersten deutschen Archäologen in Griechenland, in Ambelakia lange Zeit gelebt und am 5.11.1817 in Ambelakia gestorben ist (siehe: Link ).Carl Haller, der etliche Ausgrabungen (vor allem auf der Insel Ägina) im Auftrag König Ludwigs unternahm und etliches auch nach Deutschland brachte, fühlte sich auf einmal in der "High-Society" nicht mehr wohl und kehrte dem deutschen Adel den Rücken um ein ruhiges Leben in Ambelakia zu führen, alle waren sehr darüber verwundert. In meinen Augen jedoch, war er seinerzeit einer der ersten Aussteiger überhaupt, aber verwunderlich ist dies nicht, betrachtet man nachfolgendes Foto, Blick von Ambelakia aus, welchen Goethe bereits in seiner Walpurgisnacht beschrieben hatte. Wer mehr über die Geschichte zu Ambelakia lesen möchte der geht auf den entsprechenden Link unter Startseite /Links. Diese Seite ist in mehreren Sprachen und ebenfalls auch auf deutsch geschrieben. Sehr gelungen finde ich die interaktive Karte bei der man beim anklicken die jeweiligen Bilder dazu erhält.
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